René Mense – Komponist


 

 

Sonate (2009)
für Gitarre und Harfe, 13'

  Die Uraufführung fand statt am 18. September 2009, in Detmold durch Mirjam Schröder (Harfe) und Maximilian Mangold (Gitarre)

Pressestimmen:

  Der erste Satz meiner Sonate für Gitarre und Harfe ist überschrieben mit Moderato con moto - "Mäßig bewegt". Er ist also kein typischer schneller erster Satz, wie man ihn aus klassischen Sonaten kennt und vielleicht erwartet. Da die Sonate keine Einleitung hat, beginnt das Stück also gleich mit der "Exposition". In diesem ersten Formteil werden in Sonaten die Themen, die in der Regel als Melodien erscheinen, nacheinander vorgestellt. In meiner Exposition sind die Themen auf sehr kurze, fließend auseinander hervorgehende, Momente reduziert, wobei deren melodisches Profil nicht den Vordergrund dominiert, sondern bereits eingebunden ist in ein klangfarblich und harmonisch komplexes Geschehen. Die Bedeutung der Klangfarbe ist im ganzen Stück auch als thematisch anzusehen. Erwähnenswert ist auch, dass es die traditionelle Unterscheidung von Hauptsache und Nebensache, also etwa Melodie und Begleitung, in meiner Musik, und so auch in diesem Stück, nicht gibt. Es gilt: Alles steht gleich nah zum Mittelpunkt (Adorno).

  Da die etwa einminütige Exposition, wie in klassischen Sonaten üblich, wiederholt wird, ergibt sich die Möglichkeit der Rückschau auf das Eingangssolo der Gitarre, das von mehreren Gesten der Harfe beantwortet wird. Dieses Moment von Rückschau bestimmt auch die folgende "Durchführung", die einerseits Klänge und Tonfolgen der Exposition aufgreift und verarbeitet und dadurch weiter entwickelt, andererseits aber auch neue Elemente bringt, die bereits auf den letzten Satz vorausweisen; an dessen Ende erklingen dann wesentliche Tonfolgen aus der Exposition des ersten Satzes in gewandelter Gestalt wieder. Hier deutet sich bereits eine kreisförmige Grundgestalt der Form an, die in produktivem Widerspruch zur prozesshaften, sich entwickelnden Gestalt der Musik steht.

  Der dritte Teil eines Sonatenhauptsatzes ist die Reprise, in der die Exposition wieder aufgegriffen aber anders fortgesetzt wird. Dieser Teil kommt bei mir unvorhergesehen und mit vertauschten Abfolgen der Musik der Exposition, so dass man das Wiederkehrende kaum wahrnimmt. Die Form öffnet sich darauf folgend mit einem ganz neuen ruhigen Teil zum zweiten Satz hin, nicht ohne am Schluss nochmals auf die Exposition zurückzugreifen und den Satz damit in sich abzuschließen.

Notenbeispiel (PDF) 1. Satz

  Der zweite Satz ist Andante flessibile - "Flexibel gehend", überschrieben. Er ist also auch kein typischer langsamer Satz, sondern hat eher den Charakter des ruhigen Vorübergleitens. Beide Instrumente sind hier klanglich viel enger miteinander verbunden als im ersten Satz. Immer wieder mäandern melodische Linien durch das ununterbrochene Klingen. Gerade auch die tiefen Klangregister der Harfe werden hier zum Einsatz gebracht und fügen dem hellen Gitarrenklang eine ungewöhnlich dunkle Note hinzu. Hier kommt die Musik vom Spannungsgefälle des gesamten Stücks her betrachtet zur Ruhe, und wenn man so will: "bei sich an".

Notenbeispiel (PDF) 2. Satz

  Der dritte Satz mischt die typischen Züge eines Scherzos und eines Finales in klassischen Sonaten. Er ist mit "Lebhaft schnell" - Allegro vivo - überschrieben. Wenn im ersten Satz - aus dessen Kontrasten ist sich eine gehörige Spannung aufbaut, die dann in den zweiten Satz hin quasi "abgeleitet" wird - das inhaltliche Gewicht auf einer gewissermaßen "innen" ablaufenden Entwicklung lag, so wirkt das musikalische Geschehen im dritten Satz von Beginn an nach außen gekehrt. Beide Instrumente liefern sich hier eine kleine Schlacht voller Gags und Überraschungen und überbieten sich in klanglicher Exzentrizität.

  Wenn am Ende dennoch Reminiszenzen vom Anfang über das verspielte Treiben obsiegen, dann bedeutet dies, dass das verspielte Finale doch an die Spannungen des Eröffnungssatzes geknüpft bleibt und ohne diese nicht zu haben ist.

Notenbeispiel (PDF) 3. Satz

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