René Mense – Komponist


 

 

Magdalenas Weheklag (2009)
Motette zu Karfreitag
für vierstimmig gemischen Chor und Violoncello solo, 6'10"

Uraufführung am 20. Februar 2010 in der Ev. Kirchengemeinde Hamburg Volksdorf durch das Vocalensemble ars nova, Leitung: Volkmar Zehner, und Christina Meißner, Violoncello

Notenbeispiel (PDF)
Hörbeispiel (MP3)

Magdalenas Weheklag
aus dem Osterspiel von Muri (Mitte 13. Jh.)

so we wirt mir niemer me,
so do ich din ungemah,
here, an dem chrüce sah.
da wider bin ich aber vro,
sit mir ist gelungen so,
daz du, suozer Ihesus Christ,
von dem tode erstanden bist
vnd mir diu selde ist beshehen
daz dih, here, hant gesehen
vil selichlihe togen
min sündigen ogen.
aller sundere trost,
hilf mir daz ich werde erlost.

Nie empfand ich tiefern Schmerz
denn in dem Augenblick als ich,
Herr, dein Leid am Kreuze sah.
Trotzdem bin ich aber froh,
dass du, süßer Jesus Christ,
vom Tode auferstanden bist,
und ich das Glück erfahren habe,
dich, Herr, in seligem Geheimnis geschaut zu haben
mit meinen sündigen Augen.
Trotz aller Sünden,
hilf, dass auch ich erlöst werde.

Komponiert vom 6. bis zum 19. März 2009 im Auftrag von Christina Meißner (Weimar) und Volkmar Zehner (Hamburg).

Anmerkungen:
Der Text und die Töne der  beiden Christusrufe in Takt 1 bis 4 und 12 bis 15 in der Cellostimme enstammen zwei einstimmigen Passionen; die erste aus Toledo (11./12. Jh.), die zweite aus Süddeutschland. Sie sollen nicht gesungen werden, sondern stellen gewissermaßen das unsichtbare Gegenüber zu Maria Magdalena dar.

Die Taktstriche dienen lediglich der Orientierung und bedeuten keine metrische Gliederung in Thesis und Arsis. Das Grundtempo des Stückes ist in Anlehnung an den modernen Usus des gregorianischen Chorals (semiologische Singweise) behutsam flexibel zu nehmen.

Die Tonart (Modus) des Stückes ist der 4. Ton (Deuteros plagalis) mit der Finalis E und dem Tenor A in der Oberquart. Die Akzidentien sind bereits endgültig im Notentext fixiert, eine weitere Musica ficta ist nicht vorgesehen.

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